Gesetz der kleinen Zahl
Genau genommen heißt es: 'Der Glaube an das Gesetz der kleinen Zahl'1. Es ist eine kognitive Heuristik, bei der die Ergebnisse von wenigen und zufälligen Ereignissen ein erkennbares Muster ergeben, bei dem Menschen dazu neigen, eine Gesetzmäßigkeit zu erkennen. Außer Acht wird dabei gelassen, dass wenige Ereignisse, keine ausreichend große Stichprobe sind, um auf eine Gesetzmäßigkeit zu schließen.
Gerade an den Finanzmärkten findet sich das Gesetz der kleinen Zahl häufig wieder.
Beispiele
- Befindet sich ein gemanagter Investmentfonds drei Jahre hintereinander unter den Top 3 aller Fonds, so wird dem Management eine besondere Kompetenz zugesprochen, ohne zu überlegen, dass dieser Erfolg vielleicht zufällig zustande gekommen war.
- Ein Trader gewinnt zehnmal hintereinander mit einem neuen Setup. Schon ist er geneigt, an eine perfekte Strategie zu glauben, statt sich zu fragen, ob er einfach nur Glück hatte.
- Genauso falsch ist es, nach wenigen Verlusten eine Strategie über Bord zu werfen. Denn auch die Verluste könnten rein zufällig entstanden sein. Die Frage ist dann, ob man 'falsch' gehandelt hat, ob zufällige Schwankungen nicht einkalkuliert wurden oder ob einfach nur Pech im Spiel war.
Durch das Erkennen von Mustern, die auf dem Zufall beruhen, wird der Zufall unterschätzt. In der Folge wird Geld in Wertpapiere investiert, obwohl es rational keinen Grund für ein Engagement gab.
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1 Amos Tversky und Daniel Kahneman, »Belief in the Law of Small Numbers«, Psychological Bulletin 76 (1971): S. 105–110.
* Dudley, U. (1999). Das Gesetz der kleinen Zahlen. In: Die Macht der Zahl. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5086-5_8