‚Mein Nachbar hat neues Haus, ein neues Auto und ganz viel Nüsse', erzählte das Eichhörnchen. ‚Mein Nachbar, so wird gemunkelt, hat sein Glück an der Börse gefunden. Insgeheim ärgerte sich das Eichhörnchen über seinen Nachbarn. Die Börse ging ihm jedoch auch nach einer Weile nicht mehr aus dem Kopf.
So kam das Eichhörnchen auf die Idee, sein Vermögen in den NUX[1] zu investieren.
[1] NUX: Maßgeblicher Börsenindex für Nüsse. Er spiegelt die Marktkapitalisierung von Haselnüssen, Walnüssen und weiteren kleinen Nussorten wider.
Neben dem Eichhörnchen stand der Fuchs. Er schaute skeptisch. Mit ernster Miene sprach er: ‚Wenn Du an der Börse spekulieren willst, musst Du achtsam sein. Treffe niemals Entscheidungen aus dem Bauch und überlege immer genau, was Du tust.‘ - 'Das ist ja wohl kein Problem' dachte das Eichhörnchen bei sich.
Steigende Kurse
'Ohhh' - rief das Eichhörnchen aus. ‚Die Kurse steigen. ‚Das scheint ein Aufwärtstrend zu sein.' Das Eichhörnchen beobachtete einige Zeit die Kurse an der Börse und analysierte scharf: ‚der Trend scheint zuhalten.‘
Daher fasste das Eichhörnchen einen Entschluss. 'Den nächsten Rückgang der Kurse werde ich nutzen, um die den Nussmarkt einzusteigen. 'Die Kurse stiegen weiter und das Eichhörnchen wartete auf zurückgehende Kurse.
Die Kurse steigen weiter
Doch das Eichhörnchen wartete vergebens auf einen kurzfristgen Rückgang. Im Gegenteil: Die Kurse des NUX kletterten weiter und weiter nach oben. Langsam wurde das Eichhörnchen ungeduldig. 'Verdammt, jetzt habe ich den besten Einstiegspunkt verpasst. 'Wenn ich noch länger warte, werde ich nicht mehr vom Anstieg profitieren. 'Kaufen!' rief es hastig aus. ‚Ich muss jetzt unbedingt kaufen!‘ Das Eichhörnchen kaufte 100 Haselnüsse, denn es wollte unbedingt dabei sein. Das Eichhörnchen freute sich riesig.
Die Kurse des NUX stiegen weiter - einige Tage. Doch dann, ganz langsam begannen die Kurse, zu fallen. Erst ein wenig und dann immer mehr. Die Kurse für Haselnüsse fielen deutlich und später unter den Kurs, welchen das Eichhörnchen bezahlt hatte. Das Eichhörnchen war entsetzt und ärgerte sich fürchterlich.
Fallende Kurse
Das hielt nicht lange an. Das Eichhörnchen schöpfte neue Hoffnung, denn es hatte eine Idee: 'Ich werde diesen Rückgang nutzen und meinen Nussvorrat noch weiter erhöhen.‘ – ‚Schlau, nicht war?' Denn jetzt sind sie Kurse viel günstiger.
Ich werde meine Position ausbauen‘, sprach das Eichhörnchen. Die Kurse fielen weiter. 'Unfassbar', sagte sich das Eichhörnchen. 'Zu diesem Preis verdopple ich meine Position'. Gesagt, getan: ‚100 Nüsse extra!‘, schrie das Eichhörnchen. Das Eichhörnchen war plötzlich stolzer Besitzer von 200 Haselnüssen.
Und was machten die Kurse? Sie fielen weiter. Nach einer Weile hatte sich der Kurs halbiert. Das Eichhörnchen war erschrocken: 'Ich kann's kaum glauben!‘ – rief das Eichhörnchen aus. Die teuer bezahlten 200 Haselnüsse waren jetzt nur noch die Hälfte wert. Das Eichhörnchen sprach nun im Befehlston: ‚Das muss der absolute Tiefpunkt sein!'
Ausverkauf
Immer tiefer und tiefer sanken die Kurse. Der Sinkflug dauerte Tage. Es war ein Desaster. Entnervt und ganz ohne Hoffnung sprach das Eichhörnchen: 'Nein. Nein. Nein. ‚Diese Last kann ich nicht ertragen.‘ - 'Mir reicht‘s! Verkaufen! Alles verkaufen!‘
Der Verkauf schmerzte sehr, denn das Eichhörnchen hatte viele Nüsse verloren. Die Kurse fielen weiter und jetzt freute sich das Eichhörnchen wieder ein wenig. 'Zum Glück habe ich alles verkauft!' sprach es stolz. Mit meinem Verkauf habe ich genau richtig gelegen.‘
Nach einer Weile passierte jedoch Folgendes. Die Kurse kletterten ein wenig aufwärts. Auch in den nächsten Tagen stiegen die Kurse weiter. Und als der NUX noch weiter gestiegen war, fragte das Eichhörnchen erstaunt: 'Was soll das? Ich habe doch alles verkauft.‘
Die Kurse - sie steigen weiter. Langsam erklommen sie eine Hürde nach der anderen. Beharrlich setzen sie ihren Weg nach oben fort. 'Das muss doch wieder runter gehen', schimpfte das Eichhörnchen. ‚Es muss!‘ - ‚Ich wollte günstig wieder in den Nussmarkt einsteigen.‘ Aber stur wie ein Esel stiegen die Kurse weiter in die Höhe.
Die Kurse steigen wieder
Das Eichhörnchen wurde unruhig. Später wurde aus Unruhe Nervosität. Sie war kaum auszuhalten. 'Was soll's! Ich steige wieder ein!‘ - ‚Aber diesmal bin ich schlauer. Es ist schließlich günstiger als beim ersten Mal.‘ Das Eichhörnchen stieg wieder in den Nussmarkt ein und kaufte 50 Haselnüsse. ‚Bin ich erleichtert‘, sprach das Eichhörnchen. Die Kurse stiegen. Das Eichhörnchen fühlte sich bestätigt.
Einige Zeit später traf das Eichhörnchen wieder auf den Fuchs. Voller Stolz berichtete das Eichhörnchen dem Fuchs, dass es erst vor kurzem neue Nüsse gekauft hatte. ‚Und zwar günstiger als beim ersten Mal" ergänzte das Eichhörnchen stolz.
Der Fuchs schaute das Eichhörnchen skeptisch an. ‚Warum bist Du so zufrieden? Schaust Du gar nicht mehr auf die Kurse?‘, fragte der Fuchs. ‚Nein. Warum sollte ich?‘ gab das Eichhörnchen trotzig zurück. ‚Es geht jetzt wieder aufwärts‘. Das Eichhörnchen fühlte sich so gut, dass es in den letzten Tagen gar nicht mehr auf die Kursentwicklung des NUX geschaut hatte.
Der Crash
Der Fuchs antwortete: ‚Der NUX schlittert seit Wochen ins Minus. Experten sprechen von den größten Kursverlusten seit Jahren.‘
Wie versteinert schaute das Eichhörnchen. Es bewegte sich nicht und es schaute wie das Kaninchen auf die Schlange. Stundenlang stand das Eichhörnchen nur da. Kurz grübelte das Eichhörnchen, was es nun tun sollte. ‚Die Nüsse behalten und abwarten? Aber was, wenn der NUX noch weiterfällt?‘ Die Angst war jetzt riesengroß. Am nächsten Tag verkaufte das Eichhörnchen seine 50 Haselnüsse. ‚Immerhin habe ich meine letzten Nüsse gerettet‘, dachte es bei sich.
Für eine Weile kehrte das Eichhörnchen der Börse den Rücken. Es kam allerdings zurück. Dies ist jedoch eine andere Geschichte.
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Investitionsidee für Anleger
Der Fehler des Eichhörnchens ist ein Mangel an Strategie und die fehlende, regelmäßige Kontrollarbeit.
Hätte das Eichhörnchen der Einfachheit halber nur einen ETF auf den NUX - Index erworben und diesen regelmäßig mit einer Trendfolgestrategie (200-Tage-Linie) bewirtschaftet, wäre es nicht in die vorstehend geschilderten psychologischen Fallen gelaufen:
- Das Geldsystem begünstigt den Long - Anleger bzw. den, der Werte kauft um sie zu halten durch die Teuerung, weshalb die Umsätze (und so auch oft die Gewinne) der Unternehmen im Zeitablauf steigen.
- In der westlichen Welt sind auf längere Sicht innerhalb eines Zeitraumes während 2/3 der Zeit Hausse und nur 1/3 der Zeit Baisse.
- Während einer Baisse entstehen 1/3 der Verluste innerhalb der ersten 2/3 von deren Dauer und die verheerenden 2/3 der Verluste in dem letzten 1/3 der Zeitdauer.
Prüfen Sie all dies für die Vergangenheit oder legen sich ein Musterdepot an und prüfen den Erfolg der skizzierten Strategie für die Zukunft. Dabei liegt der Erfolg der Strategie in der Verlustvermeidung: man wird so nicht zum Tiefstkurs kaufen und zum Höchstkurs verkaufen. Vielmehr vermeidet man Baissezeiten mit hohen Verlusten, so daß man in einem großen Teil der Investitionsdauer die Marktrendite erzielt und diese zusätzlich durch die Verlustvermeidung während Baissezeiten steigert.
Eine weiterer wichtiger Indikator in diesem Zusammenhang sind Richtung und Steigerungsrate der amerikanischen Wertpapierkredite (Nyse Margin Debt):
https://www.advisorperspectives.com/dshort/updates/2018/08/20/margin-deb...
http://www.finra.org/investors/margin-statistics
Bedenken Sie auch: wenn Sie eine vermietete Wohnung besitzen, müssen Sie ebenfalls monatlich kontrollieren, ob Ihr Mieter die Miete bezahlt hat.
Vielen Dank, Börsenfuchs für
Vielen Dank, Börsenfuchs für Deinen ausführlichen Kommentar. Ja, das kann man so sehen. Dem Eichhörnchen fehlt ein Plan, eine Strategie und es macht sich auch nicht die Mühe seine Engagements zu kontrollieren. Das wäre schon 'mal eine Voraussetzungen um strategisch Geld anzulegen.
Doch manchmal haben Trader / Investoren eine Strategie, halten sich aber nicht 'dran. Da hilft auch die beste Strategie nicht. Eine 200-Tage-Linie ist - wie Du in Deinem Artikel berechnet hast - eine profitable Strategie. Die 200-Tage-Linie ist auch eine sehr einfache Strategie. Manche Menschen mag sie zu einfach erscheinen. Man will eigene Ideen mit einer gewissen Komplexität und einer pfiffigen Idee umsetzen. Die Einfachheit der 200-Tage-Linie-Strategie wäre dem Eichhörnchen sicher zu langweilig. Das führt dann zu Ablenkungen und einer nicht korrekten Umsetzung.
Ich persönlich arbeite u.a. auch mit langfristigen gleitenden Durchschnitten. Jedoch versuche ich mit einem angepassten x-Tage-Durchschnitt eine bessere Performance zu erreichen - ob das eine besser oder schlechter ist, .. darüber kann man sicher streiten.
Viele Grüße
Rüdiger