Heuristik

Verfügbarkeitsheuristik

Die Verfügbarkeitsheuristik ist die Neigung von Anlegern und Tradern, Wahrscheinlichkeiten falsch einzuschätzen, wenn bestimmte Informationen im Gedächtnis leichter verfügbar sind als andere.

Anders gesagt: was einem einfacher in Gedächtnis kommt, wird auch als wahrscheinlicher eingeschätzt. Die Leichtigkeit des Zugriffs auf Gedächtnisinformationen sollte bei der Einschätzung von zukünftigen Ereignissen jedoch keine Rolle spielen.

Leichte Verfügbarkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wiederholte Meldungen in den Nachrichten erhöhen die Verfügbarkeit ebenso wie gute Laune und kurz zurückliegende Ereignisse. Auch eingängige Namen von Aktien sind für das Gedächtnis einfacher zu verarbeiten. In einer Studie von Börsengängen, zeigte sich, dass Unternehmen mit einem eingängigen Namen nicht nur höhere Anfangsrenditen beim Börsengang erzielten, sondern auch höhere Kurse in den ersten zehn Tagen nach dem Börsengang1. Die Verfügbarkeit hat also Einfluss auf Kauf- und Verkaufsentscheidungen von Händlern.

Würden sie gefragt werden, ob sie eher Rational oder Nemetschek kaufen würden, könnte allein der Name der Aktie einen Einfluss auf ihre Entscheidung haben.

 

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1 Pensa (2006): How company names influence short and long-run stock market performance

 

Anker-Effekt

Sind Händler mit einer Frage konfrontiert, zu der sie keine verlässlichen Informationen haben – was an der Börse häufig vorkommt – neigen sie dazu, sich auf einen Wert zu beziehen, der ihnen dabei hilft, diese Frage zu beantworten.

Wenn sie in einer kritischen Marktphase überlegen, wie tief der Dax fallen könnte, so hängt ihr Antwort auch davon ab, was sie gerade vorher gehört haben. Hat ein Trader vor kurzem gehört, dass der Markt auf 5.000 Punkte fallen könnte, so kann seine Einschätzung davon beeinflusst werden. Beispielsweise prognostiziert er dann einen Wert von 9.000 Punkten. Hat er jedoch gerade gehört, dass die nächste wichtige Unterstützung bei 12.000 Punkten liegt, so wird seine Einschätzung in der Regel höher als bei 9.000 Punkten liegen. 

Solche Einschätzungen spielen bei der Festlegung von Stopps eine Rolle, bei Ausstiegspunkten oder der Auswahl von Derivaten. Eine zuvor gehörte Zahl wird zum Anker der nicht nur Prognosen beeinflusst, sondern auch Entscheidungen. 

Das mag banal erscheinen, es gibt aber genügend Experimente, die belegen, dass der Anker-Effekt auch dann auftreten, wenn man sich eines Ankers nicht bewusst ist.

Der Ankereffekt ist eine Urteilsheuristik (Kahneman & Tversky, 1973), die im Ergebnis zu einer Verzerrung (Bias) führt.

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